Geschichte

Um einen Blick in die Entstehungsgeschichte des Hofes zu werfen, ist ein Gang in die Jahrhunderte des in Nordeuropa ausgehenden Mittelalters vonnöten, wobei die Auswirkungen einer sich ankündi­genden frühen Neuzeit hier auf dem Land deutlich zeitversetzt zu spüren gewesen sein werden. Die Gründung des Schürhofes fällt in die Zeit, als sich im heutigen norddeutschen und nordpolnischen Raum das Hallenhaus etablierte. Unser großes Hauptgebäude auf dem Hof, die Diele, ist so ein Hal­lenhaus und seine baulichen Strukturen reichen bis in die Zeit des ausgehenden 14. und des begin­nenden 15. Jahrhunderts. Damals war dieses Gebäude und die umliegende Hofplatte allerdings noch kein ei­genständiger Hof, sondern diente dem großen Meierhof als Scheune. Der alte plattdeutsche Name dafür lautet Schurhus oder die Schur. Anfang des 15. Jahrhunderts wurde der Meierhof an drei Er­ben aufgeteilt. Dabei blieb einer auf der alten Hofplatte, einer gründete auf der Platte der Mühle sei­nen eigenen Hof, den Möhlenhof und einer gründete auf der Platte der Schur seinen eige­nen Hof und nannte sich fortan Schurman.
Unsere Vorfahren waren keine freien Bauern, sondern Leibeigene eines Fürsten- oder Herzogtums oder einer Grafschaft. Die Besitzverhältnisse änderten sich über die Jahrhunderte, da die Region Ol­denburger-Münsterland wechselweise zum Bistum Münster, wie auch zum Herzogtum Oldenburg gehörte. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Leibeigenschaft der Familie Schürmann aufgeho­ben, was einerseits eine nie dagewesene Eigenständigkeit für den Bauern, andererseits aber auch ein wirtschaftliches Risiko bedeutete.
Auch die Religionsverhältnisse waren über die Leibeigenschaft an die Obrigkeit geregelt. Das be­deutete für den Hof Schürmann ab der Reformation: „Van hüte an snackt wi lutherisch!“ Wenig ist über die Zeit der Religionskriege überliefert. Jedoch waren diese Konflikte noch bis weit ins 20. Jahr­hundert zu spüren. Bis in die 50er, 60er Jahre herrschte zwischen den sogenannten „Evangelen“ und „Katholen“ eine soziale Brisanz, deren Auswirkungen vermutlich noch heute zu spüren sind.
Dem Hof Schürmann waren bis in die Zeit der Aufhebung der Leibeigenschaft Heuerleute zugeteilt, die in den Kotten des Hofes lebten. Zum Schürhof gehörten drei Kotten, von denen zwei erhalten sind und einer weiterhin im Besitz des Hofes blieb. Das soziale Gefüge in der Bauernschaft ist bis heute geprägt von gegenseitiger Unterstützung und gemeinsamer kultureller „Verpflichtungen“. So hilft man sich besonders in der Erntezeit und feiert gemeinsam die besonderen Familienfeste wie z.B. Hoch­zeiten oder auch die Trauerfeiern.
Infolge der sozialen und politischen Entwicklungen Ende des 19. Jahrhunderts änderte sich das Hof­bild in der Hinsicht, dass das traditionelle gemeinsame Leben mit den Tieren unter einem Dach fast vollends aufgegeben wurde. Ein Wohnhaus wurde an die nördliche Giebelseite des Hallenhauses gebaut, was das Ende für die „Flett“ (den Wohnbereich innerhalb der Diele) bedeutete. Infolge der wirtschaftlichen Entwicklungen der Landwirtschaft Mitte des 20. Jahrhunderts änderte sich auch das Hofbild noch einmal stark. Der Viehbestand musste vergrößert und Maschinen angeschafft wer­den. Das beutete größere Stallungen und Scheunen. An das alte Hallenhaus wurde ein Kuhstall an­gebaut, weitere Scheunen wurden errichtet. Als in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts der da­malige Bauer aufgrund seiner Krankheit das Wirtschaften aufgeben musste und die eigenen Töchter erwachsen geworden waren, kam es dann letztlich zum dritten großen Umbruch, dem wirtschaftli­chen und ideellen Wan­del von einem konventionellen Betrieb hin zu einem biologisch-dynamisch bewirtschafteten Deme­ter-Hof.
So sind im 20. Jahrhundert über drei Generationen auf dem Schürhof drei große Veränderungen zu beobachten. Sie setzen ein mit dem Wandel aus dem sozialen Leben, aus der seelischen Mitte der Familie heraus, indem sich die Trennung von Vieh und Mensch vollends vollzieht; sie setzt sich fort bis in die physischen Strukturen der Hofgebäude, bis in die morphologische Gestalt des Hofes und vollendet sich schließ­lich mit einer ganz aus dem Innern, dem Bewusstsein für den Landbau sich wandelnden neuen Wirt­schafts- und Lebensidee.
Gegenwärtig steht die Hofgemeinschaft vor den Fragen der heutigen Zeit, des neuen Jahr­hunderts, die interessante und entscheidende Hofentwicklung des vorigen Jahrhunderts überbli­ckend und in eine noch ungewisse Zukunft schauend.